(Römische) Fallriegelschlösser
Die ältesten Schließsysteme kennt man aus der Zeit vor etwa 4800 Jahren. Rasch entwickelte sich eine Vielzahl verschiedener ausgeklügelter Schließmechanismen – das Fallriegelschloss gilt hierbei als der älteste Schlosstyp, für dessen Öffnung erstmals separate Schlüssel verwendet wurden. Der Zufall spielte mir kürzlich einige römische Exemplare in die Hände – ein schöner Anlass, mich ein wenig mit der Thematik zu beschäftigen.
Die einfachste Möglichkeit, eine Türe zu verschließen, ist ein simpler Schubriegel, der als vorgeschobener und beispielsweise durch Haken an Ort und Stelle gehaltener Querbalken ein Aufschwingen der Türe blockiert. Zur Öffnung dieser Vorrichtung ist per se noch kein Schlüssel nötig: Der Balken kann, zumindest von einer Seite aus, einfach mit den Händen zur Seite geschoben werden.
Wird der Schubriegel nun allerdings in seinem Inneren durch die eindringenden Stifte eines kleinen Fallriegels fixiert, ist das Öffnen schon schwieriger: nur ein passgenauer Schlüssel vermag die Arretierung zu lösen. Vor allem aber ermöglicht der Schlüssel bekanntermaßen natürlich den Zugang von außen. Es liegt hiermit der einfachste Typ des Fallriegelschlosses vor, dessen Mechanismus durch untenstehende Skizze veranschaulicht werden soll. Der Fallriegel kann der Schwerkraft folgend in die entsprechenden Ausparungen des Schubriegels gleiten oder auch durch eine darüber befestigte Feder in der Verankerung fixiert sein. In beiden Fällen löst ein von unten gleichermaßen in die Löcher passender Schlüssel die Sperre, indem er die Stifte des Fallriegels exakt auf das Niveau der Oberkante des Schubriegels hebt. Dieser kann daraufhin frei zur Seite gleiten. Da diese Bewegung im vorliegenden Fall auch gleich mit Hilfe des Schlüssels ausgeführt wird, spricht man dem kombinierten Bewegungsablauf entsprechend von einem Hebeschiebeschlüssel.
Meine eigenen Exemplare zeigen einen Schubriegel (Eisen), einen Hebeschiebeschlüssel (Eisen) sowie einen kleinen Fingerringschlüssel (Bronze), der praktischerweise wie ein Schmuckstück an der eigenen Hand mitgeführt werden konnte. Der Fundort der Stücke ist leider unbekannt, das Alter wird auf das 1. bis 3. Jahrhundert geschätzt.
Ergänzung
Komplizierter aufgebaute und weiterentwickeltere Modelle zeigen beispielsweise diese beiden Fallriegelschlösser:
- Wikimedia
- Offers-Kompeneï Velbert: Bild eines ägyptischen Fallriegelschlosses etwa in der Mitte
Weiterführende Literatur
Ulf Weissenberger: Eiserne Schönheiten: Schloss und Schlüssel, Battenberg Verlag in der H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf, 1. Auflage 2011. Auszugsweise als PDF downloadbar. Lohnenswert!
Die obige Graphik wurde erstellt mit Google SketchUp.