Hydrangea serrata 'Blue Bird'

Farbwechselnde Blüten

Hydrangea serrata 'Blue Bird'

Einleitung

Während viele Pflanzen über die gesamte Blühperiode eine konstante und für das jeweilige Individuum typische Blütenfarbe zeigen, kann es bei einigen Arten zu einem auffälligen Farbumschlag und einer ausgeprägten Variabilität der Färbung kommen. Die Zusammenstellung auf dieser Seite zeigt mehrere Beispiele mit einem ausgeprägtem Farbwechsel.

Faktoren

Prinzipiell sind es zwei wichtige Faktoren, die die Blütenfarbe der gezeigten Pflanzen beeinflussen: Der pH-Wert und die Anwesenheit bestimmter Metallionen.

Der pH-Wert ist ein Maß für den Säuregrad einer wässrigen Lösung und wird definiert durch den negativen dekadischen Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration. Je mehr Wasserstoffionen H+ (Protonen) zur Verfügung stehen, umso kleiner der pH-Wert und umso saurer die Lösung. Insgesamt reicht die pH-Skala von 0 bis 14 – ein pH-Wert von 7 verhält sich dabei neutral, während ein pH <7 als sauer bzw. ein ph >7 als basisch (alkalisch) gilt.

Die Abhängigkeit mancher Pflanzeninhaltsstoffe vom pH-Wert der Umgebung kennt vermutlich jeder durch die Tatsache, dass Rotkohl bei der Zubereitung mit einem Schuss saurem Essig zu eher rötlichem »Rotkraut« wird, während er in basischem Milieu sogenanntes »Blaukraut« ergibt (vgl. beispielsweise Rotkohl als Indikator bei simplyscience.ch). Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den Blüten mancher Pflanzen. Hierbei vermag einerseits der pH-Wert des Substrats, auf dem die Pflanze wächst, die Blütenfarbe grundlegend zu verändern, andererseits können aber auch Alterungsprozesse in den Blütenblättern den pH des Zellsafts verschieben und so einen altersabhängigen Farbumschlag bewirken. Insbesondere die Befruchtung führt in vielen Fällen zu einer Alkalisierung des ursprünglich sauren Milieus, so dass die Farbe der Blüte den bestäubenden Insekten direkt signalisiert, ob noch Nektar und Pollen zu finden sind. Da so die Quote an erfolgreichen Befruchtungen deutlich erhöht wird, bringt die Farbänderung für die Pflanze durchaus Vorteile mit sich.

Eine weitere Komponente, die die Blütenfarbe beeinflussen kann, ist das Vorliegen bestimmter Metallionen. Führt man beispielsweise Hortensien über entsprechende Dünger Aluminium zu, so wird die Farbe der Blüten von rosa zu violett-blau umschlagen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass das Aluminium in freier Form vorliegt, was wiederum bei einem sauren pH unter 4,5 begünstigt wird.

Beispiele

Hortensie (Hydrangea spec.)

Sicherlich eines der bekanntesten Beispiele. Wie oben beschrieben bewirken aluminiumhaltige Dünger im sauren Milieu eine intensive Blaufärbung der Blüten. Spezieller Hortensien-Dünger enthält daher oft Alaun (KAl(SO4)2 .


 
Hier die auffällige Teller-Hortensie Hydrangea serrata Blue Bird:

 

Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica)

Nach der Befruchtung bewirkt eine Erhöhung des pH-Werts den Farbwechsel von rosa nach blau. Zusätzlich verliert das ursprünglich gelbe Saftmal, das bestäubenden Insekten den Weg zum Zentrum der Blüte weist, seine Farbe und wird weiß.


 

Waldplatterbse (Lathyrus sylvestris)

Im linken Bild erkennt man gut den beginnenden Farbumschlag der älteren Blüten von rosa zu blau. Auch hier ist der sich verändernde pH-Wert in den Blütenblättern die Ursache des Farbspiels.


 

Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)

Die Schmetterlingsblüten der Frühlings-Platterbse wechseln beim Altern die Farbe von einem leuchtenden Purpur zu einem intensiven Blau, das teilweise auch einen Grünstich haben kann. Durch die kräftigen, bunten Farben ein sehr auffälliger Farbwechsel.


 

Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)

Wie bei der Wald-Platterbse kann man im Verlauf der Blühzeit eine altersabhängige Veränderung der Farbe von rosa zu blau beobachten, die durch eine Änderung des pH-Werts in den Blütenblättern ausgelöst wird.


 

Wandelröschen (Lantana camara)

Bei den Wandelröschen ist das Phänomen durch den speziellen Aufbau der Blütenstände besonders auffällig: Die zentral gelegenen, jungen Blüten werden nach außen von zunehmend älteren Exemplaren umringt. Der äußerste Kreis besteht aus den ältesten, bereits befruchteten Blüten, die den entsprechenden Farbwechsel von gelb nach rot bereits komplett vollzogen haben:


 

Rosskastanie (Aesculus hippocastum)

Auch die Rosskastanie zeigt einen Farbwechsel, allerdings ändert sich hier nicht die Farbe der ganzen Blüte, sondern lediglich das Saftmal wechselt bei befruchteten Blüten seine Farbe von gelb zu rot. Im linken Foto erkennt man Blüten unterschiedlichen Alters nebeneinander an einem Blütenstand:


 

Blauroter Steinsame ((Buglossoides purpurocaerulea, syn. Lithospermum purpurocaeruleum)

Der Blaurote Steinsame trägt das Phänomen des Farbwechsels sogar im Namen: Die anfangs rötlich-violetten Blüten zeigen mit zunehmendem Alter eine intensiv blaue Färbung:


 

Ergänzung

Dieser Beitrag wird mit dem Vorliegen entsprechender Bilder weiter ergänzt. Eine noch fehlende Pflanze mit einem Farbwechsel ist beispielsweise die Lenzrose (auch: Orientalische Nieswurz, Helleborus orientalis).

Quellen und weiterführende Links