rekonstruierte Pfostenschlitzmauer, Oppidum Finsterlohr

Keltisches Oppidum Burgstall

rekonstruierte Pfostenschlitzmauer, Oppidum FinsterlohrUnter einem Oppidum versteht man eine befestigte keltische Siedlung, also eine stadtartige, mit einem Schutzwall versehene Anlage – im Unterschied zu den bei den Kelten ebenfalls vorkommenden offenen, unbefestigten und meist deutlich kleineren Dorfanlagen. Zeitlich einzuordnen sind Oppida in der jüngeren Eisenzeit, der sogenannten Latènezeit. La Tène, der namensgebende Ort, ist ein Fundplatz am Neuenburger See im Westen der Schweiz, an dem im 19. Jahrhundert sensationelle Funde aus der Keltenzeit gesichert wurden: Insgesamt 2500 Gegenstände konnte man bei einem Niedrigwasserstand bergen, darunter Waffen, wie eiserne Schwerter und Lanzenspitzen, aber auch viele Keramiken, sonstige Gebrauchsgegenstände und Schmuck. Die Sachkultur der Kelten wird darauf basierend auch als La-Tène-Kultur bezeichnet.

Oppida sind also, wie gesagt, befestigte Anlagen, die von einer schützenden Mauer umgeben wurden. Nach den prinzipiellen Bauarten einer keltischen Mauer unterscheidet man heute zwei Mauerbau-Provinzen:

  1. Die sog. gallische Mauer »Murus gallicus« (westlich des Rheins)
  2. Die Pfostenschlitzmauer (im Osten)

Das Besondere des Oppdidums bei Finsterlohr ist nun – neben der immer noch eindrucksvoll sichtbaren Größe der Anlage von etwa 123 Hektar – ein rekonstruiertes Stück einer solchen Pfostenschlitzmauer, das den prinzipiellen Aufbau anschaulich zeigt: Senkrecht stehende Pfosten stützen ein verblendetes Stein-Mauer-Werk, das im Inneren der Siedlung zusätzlich durch waagrecht laufende Hölzer gesichert wird. Letztere sind hierzu wie Dübel in einer extra angeschütteten Rampe aus Steinschutt, Erde und Lehm verankert. Von der ursprünglichen Mauer ist in Finsterlohr heute nur noch ein Erdwall erhalten – mit einer Aussparung, die ein ehemaliges Zangentor markiert. Zangentore, eine typische Konstruktionen der Spätlatènezeit, werden von der nach innen umbiegenden Mauer begrenzt, so dass in der resultierenden Torgasse eventuelle Angreifer von 3 Seiten aus abwehrbar sind.
 
Skizze zur Erläuterung der Funktionsweise eines ZangentorsWer das Oppidum Finsterlohr besichtigen möchte, findet einen bequem begehbaren, 2.5 km langen Lehrpfad, der alle wichtigen Stationen auf entsprechenden Infotafeln erläutert. Eine Stunde Zeit sollte man dafür mindestens einplanen, besser aber ein bisschen mehr.

rekonstruierte Pfostenschlitzmauer
rekonstruierte Pfostenschlitzmauer - Ansicht von innen
Wall
Altes Tor, Reste der Torgasse eines Zangentores
rekonstruiertes Keltenhaus innen

Karte


 
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Verwendete Literatur

  • eigene Mitschriften LMU München WS 03/04: Vorlesung zur Archäologie der Festlandskelten
  • Wikipedia