Wachsender Felsen Usterling

Wachsender Felsen von Usterling

Wachsender Felsen Usterling Üblicherweise graben sich Fließgewässer durch die erosive Kraft des Wassers kontinuierlich in den Untergrund. Unter besonderen Umständen jedoch kann es bei karbonatreichen Wässern vorkommen, dass Kalkabscheidung die Löseprozesse überwiegt – das Gewässer unter sich also gleichsam sein eigenes Bachbett immer weiter erhöht, um schließlich nach vielen Jahren auf einer sogenannten Steinernen Rinne zu fließen. Voraussetzung für diesen seltenen und besonderen Prozess ist eine relativ gemütliche Strömungsgeschwindigkeit, damit der frisch ausgefällte Kalk nicht sofort wieder abgetragen wird. Stoffwechselprozesse von Algen und Moosen tragen maßgeblich zur Kalkfällung bei, außerdem verstärkt sich der Prozess bei höheren Temperaturen – man wird das Phänomen daher nur bei kleinen Rinnsalen finden, die sich relativ schnell erwärmen und – wie schon erwähnt – nur wenig abtragen.
Die chemische Gleichung für den ablaufenden Vorgang lautet

Ca(HCO3)2 → CO2 ↑ + H2O + CaCO3

Sprich: Das im Wasser gelöste Kalziumhydrogenkarbonat fällt nach Entzug von Kohlendioxid (durch Druckentlastung bei Quellaustritt, Photosynthese, Erwärmung…) als schlecht lösliches Kalziumkarbonat aus und formt so im Laufe der Zeit das außergewöhnliche Gebilde.
In Bayern gibt es durchaus an mehreren Stellen Steinere Rinnen zu bestaunen, der Wachsende Felsen von Usterling, auch Johannisfelsen genannt, ist mit einer Höhe von 5,4 Metern allerdings der weitaus mächtigste. Über eine Strecke von 35 Metern Länge ist im Laufe der Zeit ein imposanter Kalktuffdamm gewachsen, der dank eines kleinen Steigs von allen Seiten besichtigt werden kann. Das genaue Alter der Felswand ist übrigens unbekannt, wird aber auf mindestens 800 Jahre geschätzt, da selbst unter günstigsten Bedingungen Wachstumsraten von nur wenigen Millimetern pro Jahr nicht überschritten werden können.
Die Entstehung von Steinernen Rinnen ist ein naturgemäß störanfälliger Prozess – der Wachsende Felsen von Usterling verdankt seine beeindruckenden Ausmaße bereits jahrhundertelang durchgeführten, intensiven Schutz- und Pflegemaßnahmen.

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Verwendete Literatur und interessante Links